Erzählungen,
Ritter Verlag, A-Klagenfurt
Ulrike Draesner riskiert in den hier vorliegenden Prosa-Erzählungen einiges. Nicht unmittelbar wegen der Wahl ihrer Themen, denn die vorliegenden Stücke führen scheinbar über ganz eindeutige, wohlbekannte Markierungen: Abschied von den Müttern, Vätern und Übervätern, Aufgeben von Identitäten, Auflösen von Geschlechterrollen und Zuordnungen, Widerstand gegen das Alltägliche, gegen urbane Gefängnisse und Rahmen, die die Gesellschaft über dich drüberlegt, Raster, in die man reingezwängt wird oder rausfällt, je nach Möglichkeiten und Umständen … mehr durch die Energie in der Spannung zwischen Harmlosigkeit und Katastrophe: die Geschichten beginnen selten harmlos, münden auch nicht immer gleich in Katastrophen, aber: Messer jedoch werden geworfen und fallen nicht, heißt es in der Messerwerfergeschichte (Verbwerben), und abgesehen vom Zufall in den eigenen vier Wänden ist das, was Zufall heißt: kein Zufall, sondern ein Anfallen, Auffallen und Angreifen.
„Wie eine Sintflut nach staubiger Dürre schwappen Ulrike Draesners Texte in die deutschen Sprachebenen. (…) Sie erzählt nicht, beschreibt nicht, berichtet nicht. Ihre Prosa ist Lyrik im Blocksatz. Ihre Sprache ist Ur-Element, dessen Kraft aus Konzentration, aus der Verdichtung des Realitätskerns kommt. Je kompakter, um so explosiver. (…)“