»an anderem ort, fern
wald aus arganien
fallen vokale aus dem
wort hammam
h-mm-m …
hmm«

– Aus dem Gedicht „hammam“ –
beruehrteorte_400

Gedichte,
Luchterhand Literaturverlag

Erschienen am 29.09.2008
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-630-87268-1
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berührte orte

Reisen: eine Lust. Ein Abenteuer. Ein Irrsinn. Wie lange braucht man, um zu lernen, wie ein Kamel auf Fersen zum Pool zu gehen? Zu verstehen, dass „cbrt rntl“ Cabaret oriental heißen soll? Auf welchen Wegen nähert man sich Orten, an denen es nach Schweiß riecht, nach Feuer, Mensch und tierischer Angst?

Ulrike Draesners Gedichte: Das sind immer schon Reisen, Expeditionen in die Zentren der Wahrnehmung, in die Grenzzonen des Körpers und in eine plötzlich leuchtende Außenwelt. In berührte orte wirft Draesner das sprachliche Netz nach wirklich bereisten Orten aus, fischt nach den historischen, religiösen und medialen Phantasmen von Städten wie Damaskus oder Casablanca und lässt deren Wirklichkeit die Sprache in Schwingung versetzen. Wie fängt man es ein, dieses verrückt machende süßluftige Aroma aus – nichts? Kluge Beobachtung, der Mut, sich Fremdem zu öffnen, gehören dafür ebenso zum Handwerkszeug wie der findige Umgang mit Sprache und Dichtungstradition. Auch Städte, die dem gemeinen Mitteleuropäer näher zu sein scheinen, kartografiert der Gedichtband: Mit Lessings Wald bei Wolfenbüttel und Brechts dänischem Exil wird der leidigen, glückvollen Beziehung von Ort und Wort nachgeforscht. Doch wer vom Reisen spricht, darf die Bewegungslosigkeit nicht verschweigen: inmitten der berührten orte findet sich eine Hymne an den Bürodrehstuhl.

PRESSESTIMMEN

„Offen, spielerisch, begabt mit allen Sinnen und in einem unablässigen Austausch von Außen- und Innenwelt.“

Die Welt

„In Ulrike Draesners Gedichten berührte orte liegt die Betonung auf dem ersten Wort des Titels. Nicht, dass die Städte und Landschaften, die in dieser Lyrik bereist werden, von geringer Bedeutung wären. Ihnen kommt eher die Aufgabe zu, den Vorgang des Sprechens zu erden. Denn in den sinnlichen und mitunter derb gegenständlichen Genüssen, die das Ich unterwegs erfährt, verbirgt sich einerseits ein mächtiges Verführungspotential. Andererseits droht die Sprache angesichts von Gewalt und Not aus dem Takt zu geraten.“

Carola Wiemers / Deutschlandradio (05.12.2008)

„Ulrike Draesner macht keine Zugeständnisse an das, was gemeinhin «Verständlichkeit» genannt wird. Ihre Gedichte sind sinnliche Wesen, die als solche begriffen und erfahren werden wollen. Unerschrocken leitet sie radikale Expeditionen in ein Zeilenland, das seine Impulse, seine Energien zwar aus ihren biografischen Reisen bezieht (Dänemark, Nordafrika, Indien), das aber «berührt» werden kann allein in den Verwerfungen der Textur. Es ist dann der gebaute, der optische, der klanglich-rhythmische Körper des Gedichts, der den Leser mitnimmt in seine einzige reale Fremde.“

Angelika Overath / Neue Zürcher Zeitung (13.10.2008)

„Die Freude an Neologismen und am sinnigen Wortspiel ist wieder da, der emphatische, vorwärtsdrängende Zug in den Zeilen: tänzelnd, trippelnd, schleichend (…).“

Rolf-Bernhard Essig / Frankfurter Rundschau (08.12.2008)
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